pics4peace Workshop für mehr Gerechtigkeit 70 Jugendliche hatten richtig was zu sagen!
Würzburg. In einem fünfstündigen pics4peace-Workshop, den die Leonhard-Frank-Gesellschaft im großen Saal des Matthias-Grünewald-Gymnasiums veranstaltete, erarbeiteten ca. 70 Jugendliche, mit Erfolgs-Autor Jürgen Jankofsky, was getan werden muss, damit es bei uns gerechter zugeht.
„Wo läuft in unserer Gesellschaft etwas falsch? Wie kann man es ändern? Was kann ich tun? Was wir alle? Was die Politik?“ Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigten sich ca. 70 junge Erwachsene in einem fünfstündigen Workshop, der im Matthias-Grünewald-Gymnasium stattfand. Schulleiter Dr. Sachse-Weinert begrüßte die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus seinem Haus und von außerhalb.
Die Leonhard-Frank-Gesellschaft (LFG) bot diesen Workshop im Rahmen der Aktion „pics4peace - Junge Erwachsene für Frieden und Demokratie“ an: „Leonhard Frank hat in seinem Werk immer wieder die Frage nach mehr Gerechtigkeit gestellt. Die „Jünger Jesu“ aus dem Nachkriegs-Würzburg haben das Leid Vieler in der Stadt nicht hingenommen, sondern ganz konkret gehandelt und Abhilfe geschaffen.“, so Michael Henke, der Vorsitzende der LFG, im Gespräch. Deshalb lag es nahe, den Erfolgsautor Jürgen Jankofsky einzuladen, der mit seiner Kurzgeschichte „Anna Hood“ ein Pendant aufgreift, das in der heutigen Zeit spielt.
Zum Einstieg sang das P-Seminar von Dr. Astrid Eitschberger & Friends vom Zusammenhalt der Menschen untereinander. Sie untermauerten die musikalische Botschaft mit einem Film, den sie zusammen mit der Theaterpädagogik im W-Café im Mainfrankentheater und den Gästen dort gedreht hatten. Menschen unterschiedlichster Herkunft wurden zu Alltagsthemen befragt und sollten pantomimisch antworten. Es gab viele lustige Szenen und lang anhaltenden Applaus. Die Botschaft des Films war eindeutig: Egal woher jemand kommt, seine Bedürfnisse im täglichen Leben, seine Sehnsüchte sind überall auf der Welt die gleichen.
Dies griff der Autor Jürgen Jankofsky, Mitglied im Vorstand des PEN Deutschland, auf und erzählte zunächst von sich: in der DDR aufgewachsen, ein „Revoluzzer“, der am liebsten Rockmusik machte, Lieder schrieb, bereits mit 12 die erste Band gegründet hatte, viele Jahre als Berufsmusiker unterwegs war, bevor er noch einmal Literatur studierte, um sich nach dem Schreiben von Liedtexten schließlich ganz dem Schreiben zu widmen. Er brachte seine Geschichte „Anna Hood“ mit, die im Buch in 20 verschiedenen Sprachen gebündelt, steht. Deshalb bat er Schüler, die noch eine weitere Sprache können, ihn beim Lesen zu unterstützen. Die kulturelle Vielfalt im MGG war groß: die Jugendlichen sprachen neben deutsch, auch englisch, spanisch, französisch, niederländisch, polnisch, arabisch und russisch.
Mit einem berührenden Lied von Hadi & Dante, in dem die beiden jungen Syrer von ihrer Flucht erzählten, ihrer Dankbarkeit und ihren Wünschen, gingen die Jugendlichen in Kleingruppen mit frei gewählten konkreten Themen: „Hart, aber unfair geht es oft zu, da müssen wir alle eingreifen.“, sagten die ersten und verwiesen auf Gewalt und Ausgrenzung, die uns immer offener begegnen.
„Tu was!“ war auch der Appell der zweiten Gruppe: Es wird viel diskutiert und geregelt, aber das konsequente Handeln fehlt, wie ein Schüler am Beispiel der Klimakonferenzen aufzeigte. Andere Themen waren die Ausnutzung von Machtpositionen, die zu schnellen und ungerechten Maßnahmen führen, wie an einem Schulbeispiel dargestellt wurde, aber auch der Syrien-Konflikt und das irrationale Agieren der USA und Russlands, das die Jugendlichen besorgte: „Was kann man da dagegen tun?“
„Wir brauchen mehr politische Aufklärung in der Schule!“, „Wir müssten im Geschichts- oder Sozi-Unterricht mehr über das, was heute passiert, sprechen!“ „Nach Schule und Lernen ist nicht mehr viel Zeit, um sich Politik zu befassen, wenn man auch noch ein bisschen Freizeit haben und seinen Hobbys nachgehen will.“
Ein Aufreger für viele war auch das neue Polizeiaufgaben-Gesetz: „Warum schränkt man unsere Grundrechte so ein? Warum erlaubt man Polizisten, Handgranaten in gefährlichen Situationen einzusetzen? Wer definiert, was eine „gefährliche Situation“ ist? So entsteht Angst vor der Polizei. Dabei will und soll sie unser Freund und Helfer sein.“ Engagiert stellten die Jugendlichen ihre Themen im Plenum vor und diskutierten darüber.
„Wie interessiert, motiviert, verantwortungsbewusst und letztlich politisch junge Menschen sind, zeigte dieser Workshop. Man muss ihnen nur Gelegenheit dazu geben.“, so Pia Beckmann, die Organisatorin der Veranstaltung und Initatiorin von pics4peace am Ende. Die Bilder und Videos aus den Workshops, die im Rahmen der Veranstaltung entstanden sind, werden im Nachgang fertiggestellt und über www.pics4peace.de bzw. den Instagram-Account _pics4peace_ sukzessive veröffentlicht. So können sich auch Politiker und Entscheider darüber informieren, was junge Erwachsene bewegt.