Keiner ist frei von Vorurteilen. Das belastet Sean Eccard. Der deutsche Künstler will mit seinen fotografischen Collagen eingeübte Sichtweisen aufbrechen und zeigen, was wir erkennen, wenn wir nicht nur flüchtig hinschauen. Seine mehrschichtigen Fotografien sind prozessual entstanden: durch sehr persönliche Interviews, dichte Porträtfotos, grafische Elemente, durch Dekonstruktion und Neukonstruktion. Für seine pittura oscura befragte Sean Menschen aus verschiedenen Kulturen und Altersklassen. Er wollte sie so gut wie möglich kennenlernen. Durch diese Annäherung entwickelte er ein Gefühl für die Menschen. Dies ermöglichte ihm, seine Protagonisten mit einem sehr individuell zugewandten Blick ins Visier der Kamera zu nehmen. Um den Betrachter*innen die Einzigartigkeit seiner Gesprächspartnerinnen und -partner näher zu bringen, dekonstruiert er die Porträts, bricht sie auf das herunter, was ihm besonders erzählenswert erscheint. Die zarten Lettern, die Teile der persönlichen Gespräche dokumentieren, sind Zeugen intimer Details: Sie sprechen von Erfahrungen, Ängsten, glücklichen Momenten und dem, was den Porträtierten wichtig ist. Unser Fokus verändert sich beim Betrachten dieser Bilder. Wie bei einem Sehmuskel, der von Fern- auf Nahsicht umschaltet, braucht Erkennen Zeit. Der Blick auf den Menschen schärft sich. Die neue Sicht eröffnet ungeahnte Einblicke. Einblicke, die die innere Schönheit der dargestellten Person offenbaren. Sean gelingt es, uns Wegzuführen vom bloßen Hinschauen. Damit zwingt er uns, alle klischeehaften Einordnungen zu hinterfragen, die sich aus der Betrachtung einer rein äußeren Erscheinung ergeben können. Verdichtet präsentiert er persönliche Elemente überraschend, ungewöhnlich zusammengesetzt, den Rahmen sprengend. Annäherung und ein Erkennen der Menschen werden möglich. Erster Schritt, um Vorurteilen zu begegnen.
Der Künstler über Demokratie und Frieden
Hallo, mein Name ist Sean Eccard, ich studiere Kommunikationsdesign an der Hochschule Hof, am Campus Münchberg. Seit meiner frühen Jugend beschäftige ich mich mit Film und Fotografie, wobei mir immer die besondere Perspektive auf meine Objekte wichtig ist. Meine Videos mache ich deshalb hauptsächlich mit meinen selbstgebauten Drohnen aus First Person View (FPV). In meiner Freizeit fahre ich leidenschaftlich gerne Mountainbike. Wenn es die Zeit erlaubt, verreise ich mit dem Fahrrad. Bei dieser entschleunigten Art zu reisen, sehe ich mehr als nur touristische Hotspots und lerne unterwegs oft Einheimische oder gleichgesinnte Menschen kennen. Gleichzeitig definiere ich meine geistigen und körperlichen Grenzen immer wieder neu.