Finley Jacobsen, 22

Mercedes in War and Peace

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Geschichte, Krieg und Kunst haben großen Einfluss auf das Schicksal von Menschen. Dessen ist sich Finley Jacobsen sicher. Er widmet sich deshalb dem Erinnern und Vergessen. Als Beispiel dient sein Werk „Mercedes in War and Peace“. Mit jedem Erinnern gehe eine Verzerrung der Wahrheit einher, ob beabsichtigt oder nicht, sagt Finley Jacobsen. Ähnlich wie beim Weitererzählen von Geschichten. Deswegen versucht er mit seiner Kunst, den Finger in die Wunde zu legen. Er wirft implizit die Frage auf, die sich jeder stellen kann: Wie müsste Geschichte aus einer möglichst wahrheitsgetreuen Betrachtung heraus erzählt werden? Finley setzt für sein Kunstwerk ein Fundstück aus der Umgebung seines deutschen Arbeitsplatzes in Szene: Eine weggeworfene Brunnenabdeckung aus Holz. Es war ein Zufallsfund. Seiner Funktion sichtlich beraubt, achtlos herumliegend, der sukzessiven Verrottung preisgegeben. Wie manchmal auch Aspekte unserer Geschichte. Diese Holzscheibe wird Zentrum seines Altarsbildes. Finley schnitzt einen MercedesStern in die Brunnenabdeckung. Er umrahmt ihn mit gemalten Zähnen und Patronen. Sie symbolisieren menschliche Opfer und Waffengewalt. Bemalte Seiten einer deutschen Tageszeitung bilden die Altartafeln, die sich nach oben zu einem Kreuz hin öffnen. Simpel gehaltene Symbol-Zeichnungen schmücken die aktuellen Meldungen, in denen es u.a. um das Vorwärtsdrängen der Autokratie, den Zustand unserer Natur, die Pandemie, die Wirtschaftskrise, den Krieg in der Ukraine, um weltweite Proteste, aber auch Menschen in schwierigen Situationen geht. Finley übermalt die möglichst wahrheitsgetreu durch guten Journalismus mitgeteilten Informationen bewusst in kindlich-kruder Manier:

  • Cowboy-Symbole, die für die Eroberung des Landes, aber auch für den Beginn von Landwirtschaft und Industrialisierung stehen,
  • ein Totenschädel als memento mori,
  • ein grünes Schild mit weißem Stern, das heute noch verwendet wird, militärische Ikone in den U.S.A., die man vor allem auf Flugzeugen und auf dem Willys-Jeep sieht, und das heute noch verwendet wird,
  • die Mutter Gottes als Symbol für Reinheit,
  • die Kartenumrisse von Texas, enger Verbündeter Bayerns in den U.S.A.,
  • Ford und ein Feuerball: Ford war, wie BMW u.a., auch als Produzent für den 2. Weltkrieg tätig,
  • zwei sich selbst fressende Schlangen, Symbol der sukzessiven Selbstzerstörung,
  • ein deutscher Helm, rosa-farben: Das Sinnbild für die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg macht so auf die weiche Seite der Menschen aufmerksam, welche als Soldaten die Brutalität des Krieges aushalten,
  • eine Schlange, die mit zischender Zunge hinter dem Altarmittelpunkt hervorkriecht: Vergegenwärtigung dafür, dass das Böse überall lauert,
  • das Patriarchen-Kreuz, einerseits religiöses Symbol, das zum Gebet einlädt, andererseits bis heute auch als Rechtfertigung für Kriegshandlungen missbraucht.

Der Künstler und Politikwissenschaftler aus L.A. zeigt mit seinem Altarbild, wie Geschichte dokumentiert und Schuld zugewiesen wird. Die „Produzenten“ nationalsozialistischer Ideologie wurden in Nürnberg angeklagt und verurteilt; Produzenten von Kriegsgerät, die Zwangsarbeiter hielten und vom Nazi-Regime profitierten, kamen relativ ungeschoren davon. Es sind oft Unternehmen, die bis heute sehr erfolgreich sind. Finley fordert, dass uns wir uns solcher Zusammenhänge der Kollaboration und ihrer Auswirkungen bewusst werden und dass Betroffene offen damit umgehen.

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About the artist

Finley Jacobsen

22 Years

The artist about democracy and peace

My name is Finley Jacobsen, I’m 22 and from Los Angeles, California. I am a government and studio art double major at Wesleyan University, Connecticut. I have been fascinated with art and history since I was young. At around the age of 6 I became deeply fascinated with war and truth. As my interest at that age manifested itself through drawings and war movies, I began to understand that the things we accept as historical truths, hard political doctrines, or even justifications for combat, are often not as they appear. They are in fact constantly changing. The art I create is about death, dying, history, and American dreams, concepts that are always in flux. I seek to depict the surrealist nature of existence today while simultaneously examining the importance of the past. I seek to bring into question everyday systems and truths we have become wildly accustomed to such as, economic structures, technology, governmental systems, war, and leadership, drawing a deeper understanding of these quasi abstract ideas. To achieve this, I use loose drawings with pastels, combined with oil paints, oil pencils, and ink on newspaper and carvings on found wood surfaces. My intention is to highlight the true disorienting, destructive, but also the imaginative character of war and politics.

Finley Jacobsen, 22

Mercedes in War and Peace